Das Schockierende der Parlamentsdebatte am Mittwoch und am Freitag war nicht ihre Schärfe, sondern die jeder Geschichtskenntnis entbehrende, aber mit historischen Referenzen spielende Rhetorik, die von Sozialdemokraten, Grünen und der Partei Die Linke gepflegt wurde. Die letzte parlamentarische Regierung der Weimarer Republik war vor allem zerbrochen, weil die gespaltene Linke lieber für die eigene Galerie spielte als sich auf schmerzhafte Kompromisse einzulassen. Die Sozialdemokratie besann sich kurz darauf eines Besseren und unterstützte einen nicht mehr klassisch parlamentarisch regierenden Kanzler, bis diesen ein Komplott von rechtsextremen Kräften und Reichspräsident stürzte.
Aber zuvor hatten sie durch ihre Kompromisslosigkeit 1930 noch Neuwahlen mit zu verantworten, bei denen die Nationalsozialisten, die zuvor bei 2,6 Prozent der Stimmen lagen, ihren Durchbruch erlebten.