Goethes Platten

[goethe]

tolle Platte aber wahrscheinlich nicht dein Geschmack

[Mongke Khan]

Abwarten

[Mongke Khan]

Gehört hab ich es schon, Bericht kommt aber wohl erst Dienstag

[Mongke Khan]

Es ist ungefähr Dienstag

[Mongke Khan]

#198 - Georg Danzer und Band: Traurig aber wahr

Die Band
Danzer ist der erste Interpret, der uns ein zweites Mal begegnet. Zu ihm habe ich im entsprechenden Beitrag schon etwas geschrieben. Er ist auf "Traurig aber wahr" allerdings mit "Band" zu hören. Dabei handelt es sich um Eberhard "Bär" Wieland (Tastenzeugs), Michael Gechter (elektrische Gitarren), Earl Bostic (Bass), Frank Lüdecke (Saxophon, Flöte), Olav Gustafsson (Schlagzeug, Percussion), Santana (Congas), Patricia Kathy Madeleine (Chor). Von denen kennt man wohl niemanden - es sei denn, Santana, ist der Carlos Santana. Ich hab in den Weiten des WWW aber keine Antwort darauf gefunden. Dafür weiß ich jetzt, dass es einen deutschen Provinzialrömischen Archäologen namens Michael Gechter und einen US-amerikanischen Jazz-Musiker namens Earl Bostic gab. Da letzterer aber schon 1965 verstarb, wird er nicht gemeint sein

Das Album (Spotify: https://open.spotify.com/album/1g8TM...QMa6EeAttni8Hg)
"Traurig aber wahr" erschien 1980 und damit unmittelbar nach "Tournee 79", das oben verlinkt ist.

Tracklist

Titel	Seite	Länge (CD!)	Jahr
Vogelfrei/ Der Schrei	1	06:35	1980
Deppert's Kind	1	03:46	1980
Ich will nicht mehr	1	05:49	1980
Traurig aber wahr	1	05:49	1980
Der alte Wessely (gewidmet 140.000 Österreichern)	2	07:59	1980
Ich steig aus	2	04:58	1980
Zerschlagt die Computer/ Diese riesige Maschine	2	06:45	1980
Zu spät	2	02:04	1980

Das Cover zeigt drei Personen mit dem Aussehen nach bürgerlichen Berufen in Art der "drei Affen": ein Pilot (oder Polizist?), der sich die Ohren zuhält, eine Hausfrau(?), die sich den Mund zuhält und ein Geschäftsmann, der sich die Augen zuhält. Was die Drei an Mimik erkennen lassen, wirkt nicht sehr sympathisch. Insbesondere die Frau ist in sich widersprüchlich dargestellt: sie trägt ein Kreuz um den Hals, gewährt durch das transparente Oberteil aber tiefere Einblicke, als es sich für eine gute Christin wohl schickt:

Achtung Spoiler:

Nippelalarm

Die Rückseite zeigt die drei Personen von hinten:

Als "vierter" Affe ist der damals noch junge Danzer mit Kippe in der Hand neben den Liedtexten abgebildet.

Warum diese ausführliche Bildanalyse? Weil das Cover hinsichtlich seiner Ästhetik meiner Meinung nach von den bisher vorgestellten Alben deutlich abweicht. Einen einladenden Eindruck macht es nicht. Vielmehr ist in Verbindung mit dem Titel nichts Gutes zu erwarten, wenn die drei Personen schon ihre Ohren, Münder und Augen davor verschließen...

Wie klingt das?
Der Titel ist Programm: es geht um schwere Themen, düstere Themen, die sicherlich den ein oder anderen Zuhörer traurig gemacht haben. Es geht direkt damit los, dass in Vogelfrei/ Der Schrei eine (mutmaßlich überforderte) Mutter ihr Kind umbringt ("die Mutter hat kan andern Ausweg g'wußt / zum Zruckholn is jetzt z'spät") und hört damit auf, dass das lyrische Ich in Zu Spät seinen Partner im Affekt erschlagen hat ("was razt mi a aso / jetzt steh doch endlich auf").
Dazwischen geht es um das unbestimmte Gefühl, "dies alles könnte anders sein" (Ich will nicht mehr) und den Wunsch, auszusteigen (Ich steig aus), ein pessimistisches Menschenbild (Traurig aber wahr - "und daß i tiaf in mir drin / söwa so ein Oaschloch bin") und den Stammtischnazi Wessely (Der alte Wessely).
"Zerschlagt die Computer" wirkt auf mich für einen Song aus dem Jahre 1980(!) erstaunlich aktuell und fast schon prophetisch, wenn man an Social Media denkt:

Sie wissen, wer Du bist /
Sie wissen, was du ißt /
...
doch ich hab' sie jetzt durchschaut
diese große Menschenfalle
diese riesige Maschine
sind wir alle

Einigermaßen optimistisch klingt für mich nur die letzte Strophe von Depperts Kind:

Jetzt gibt's da Leut, die sagn /
an so an armen Kind sollt ma a Spritzn gebn /
doch all's, was auf der Wöd is, hat an Sinn /
und deshalb a a Recht zum Lebn

Auch da ist das Thema (der Umgang mit einem behinderten Fünfjährigen) auch... traurig. Wobei das eher eine nachdrückliche, nachdenklich machende Art von Traurigkeit ist - denn sonderlich traurig klingt die Musik nicht. Eher kalt und abweisend, vor allem, wenn man es mit dem zuvor gehörten Live-Album vergleich. Nur "Ich steig aus" klingt verlockend warm und "jazzig".

Fazit - Wie hat es gefallen?
Das Album gefällt mir nicht. Aber es will auch nicht gefallen. Das ist kein Album, mit dem man - und mit man meine ich mich - sich berieseln lässt. Am meisten beeindruckt haben mich der Opener (Vogelfrei/ Der Schrei) und als "Antithese" dazu das Stück danach (Depperts Kind). Die Stücke, in denen Danzer über Gefühlslagen singt (Ich will nicht mehr, Traurig aber wahr, Ich steig aus) wirken auf mich etwas beliebig bzw. plattitüd. Der alte Wessely ist wiederum großartig und wieder so ein erschreckend aktuelles Lied (es geht um "Stammtisch"-Nazis, die sich Hitler und das 3. Reich zurückwünschen - "damals unterm Hitler war's scho guat!"):

a wann des nix ändert, mir hilft's wenigstens /
weu mir is vor Wut im Bauch ganz schlecht /
und es gibt no immer so fü Wesselys /
und ihr Mief verstinkt die ganze Wöd

Die Version von Austria 3 gefällt mir auch sehr gut. Ich hab nur nicht herausgefunden, wer die 140.000 Österreicher sind, denen das Lied gewidmet wurde. ChatGPT meinte dazu:

Achtung Spoiler:

Georg Danzer widmete das Lied „Der Alte Wessely“ den rund 140.000 Österreichern, die in den 1960er Jahren in der DDR lebten und als sogenannte „Gastarbeiter“ nach Deutschland gingen. Wessely war ein ehemaliger „Gastarbeiter“, der durch das Lied und die darin dargestellte Figur zu einer symbolischen Figur wurde, die die Situation dieser Arbeitsmigranten repräsentierte. Das Lied beschreibt einen älteren Mann, der nach seiner Rückkehr aus Deutschland nach Österreich mit einer Mischung aus Ernüchterung und Nostalgie auf sein Leben zurückblickt.

Zu spät ist ein schönes letztes Stück - "i wollt da doch ned wehtuan" hört sich fast wie eine Entschuldigung Danzers an seinen Zuhörer für das an, was er ihm in den letzten 40min zugemutet hat
Musikalisch finde ich die Stücke, in denen Synthesizer prominent sind (Ich will nicht mehr, Zerschlagt die Computer) nicht so gut. Die klingen irgendwie billig. Der Rest ist irgendwas zwischen so lala und langweilig (Depperts Kind). Auch Danzers Stimmfarbe gefällt mir immer noch nicht. Der klingt hier so gepresst.
Vogelfrei/ Der Schrei und der alte Wessely ist zum Anhören mein Favorit.

Wertung
Das ist wieder eine knifflige Entscheidung. Das Album ist nicht schön. Aber gut. Zwei, drei Songs sind sehr stark - die meisten anderen aber eher fad. Es gefällt mir glaub ich nicht gar so gut wie Tournee 79, aber besser als die Prinzen. Ich setz es daher mal zwischen Jethro Tull und die Stones.

Was ich noch zu sagen hätte...
Bei Zu spät musste ich gleich zweimal an die Ärzte denken: einerseits haben die selbst ein Lied namens "Zu Spät" und andererseits ist "Einschlag" (vom Album Dunkel) thematisch sehr na dran. Aber dessen Text ist im Vergleich zu Danzers "Zu Spät" regelrecht oberflächlich.

[Flunky]

Ich hätte jetzt gedacht, die 140.000 beziehen sich auf FPÖ-Wähler, aber Wiki sagt, dass das damals schon eher 250.000 waren.

[goethe]

Carlos Santana hat sich nicht bei Danzer gespielt

Mit Austria3, die du hier auch ansprichst, hatte er einen letzten Höhepunkt, wahrhaft gute Musik, aber nach meiner LP-Zeit

[Mongke Khan]

Schauen wir mal, was als nächstes kommen wird: Zufallszahlen(1;350;1)

Das ist a-ha mit Hunting High and Low

[goethe]

[Papa Bear]

Schauen wir mal, was als nächstes kommen wird: Zufallszahlen(1;350;1)

Das ist a-ha mit Hunting High and Low

Von dem Album ist mein A-ha Lieblingslied „The sun always shines on TV“. In meiner Mediathek sind einige Songs, die ich mit 4 Sternen bewerte. Dieses gehört zu den - deutlich selteneren - 5 Sterne Liedern

[Mongke Khan]

#253 - A-ha: Hunting High and Low

Die Band
Ausnahmsweise haben wir es nicht mit einer britischen Band zu tun: A-ha kommen aus Norwegen und wurden dort im Herbst 1982 von Pål Waaktaar-Savoy (Gitarre), Magne Furuholmen (Keyboard, Gitarre) und Morten Harket (Gesang) gegründet. So sahen die damals aus:

Den eher ungewöhnlichen Bandnamen wählten die Drei, weil er kurz, einfach auszusprechen und weltweit als Ausdruck für "Erkenntnis mit positiver Wertung" in Gebrauch ist. Eine Erkenntnis mit positiver Wertung dürfte für Band und Musikwelt auch der Durchbruch mit dem Debütalbum "Hunting High an Low" gewesen sein. Der gelang nämlich erst im dritten Anlauf, als die Veröffentlichung von dem ikonischen Musikvideo begleitet wurde:

Dazu später noch ein paar Sätze. Über A-ha lässt sich an dieser Stelle noch schreiben, dass sie '87 den Bondsong (Der Hauch des Todes) verantworten durften und lange Zeit mit 195.000 Fans im Estádio do Maracana den Weltrekord für Stadionkonzerte hielten. Es folgte eine fast schon prototypische Karriere einer Band, die in den 80ern ganz groß war: nachlassender Erfolg, Schaffenspause, Auflösung, Rückkehr und neue Alben, aber ohne ganz großen Würfe der Anfangszeit wiederholen zu können.

Das Album (Spotify: https://open.spotify.com/album/1ER3B...TCuEvnkhGoV_vA)

Tracklist

Titel	Seite	Länge	Jahr
Take on Me	1	03:46	1985
Train of Thought	1	04:11	1985
Hunting High and Low	1	03:43	1985
The Blue Sky	1	02:22	1985
Living a Boy's Adventure Tale	1	05:00	1985
The Sun Always Shines on T.V.	2	05:06	1985
And You Tell Me	2	01:51	1985
Love Is a Reason	2	03:04	1985
I Dream Myself Alive	2	03:06	1985
Here I Stand and Face the Rain	2	04:30	1985

Wie gesagt, handelt es sich bei "Hunting High and Low" um das Debüt- und Durchbruchsalbum von A-ha. Als solches blieb es bis heute das erfolgreichste der Gruppe und bescherte ihnen 1986 als erster norwegischer Band sogar eine Grammy-Nominierung. Es wurde in mehreren Ländern mit Platin ausgezeichnet.
Das Album eröffnet mit der Debütsingle, Take on Me, die für sich genommen noch einige Worte verdient. Genauer gesagt: das von Steve Barron dazu gedrehte Musikvideo. Es ist eine Mischung aus Realfilm und "Cartoon-Look" (Rotoskopie) und war für die damalige Zeit eine echte Innovation (Quelle: Computergrafik-Promotion). Es brachte der Band mehrere Preise ein und ist, Stand heute, das Musikvideo aus den 80ern mit den meisten Views auf YouTube (über 2 Milliarden, vor Sweet Child o' Mine).

Aufgefallen ist mir ansonsten noch, dass die "Top-Hits" (Take on Me, Hunting High and Low und The Sun Always Shines on T.V.) von verschiedenen Producern stammen. Die Schallplatte ist in einer Hülle, welche die drei Bandmitglieder in Schwarz-Weiß vor einem Spiegel zeigt. Die Rückseite zeigt sie in Weiß-Schwarz:

Wie klingt das?
Nach einer Mischung aus Pop und Rock mit sehr prägnanten Synthesizern (Synth-Pop). Wikipedia nennt noch das diffuse "New Wave" als Genre (s. Duran Duran - Arena). A-ha schaffen es aus meiner Sicht aber, dabei unverwechselbar zu klingen (woran Harkets Stimme nicht unschuldig ist). Für Pop-Musik ist da auch durchaus eine gewisse Komplexität im Sound und den Harmonien drin, auch wenn stilistisch kein Stück ausbricht.
Ich fand insgesamt folgende Beschreibung sehr gut: "hochmelodischer, rhythmisch/tanzbarer Synthiepop, entscheidend geprägt von Morten Harkets klarer, kräftiger Stimme". Damit ist eigentlich alles gesagt, das ist genau der Sound, mit dem ich erstmals 2009 mit Foot of the Mountain in Berührung kam. Dieser typische "A-ha" Sound eben.

Fazit - Wie hat es gefallen?
Doch, ganz gut. Wird ja nen Grund gegeben haben, warum ich mir mit ~14 Jahren selbst ein Album von A-ha ("25: The Very Best of A-ha") gekauft habe - auch wenn ich mittlerweile andere Musik höre und mir bei "Hunting High and Low" als erstes das hier in den Ohren klingt:

Sind zumindest auch Skandinavier

Aber zurück zu A-ha: Am stärksten finde ich fast ausnahmslos die Singleauskopplungen (in absteigender Reihenfolge): The Sun Always Shines on T.V., Train of Thought, Hunting High and Low und Take on Me. Love is a Reason war auch eine Single, das gefällt mir aber nur das Synthesizer-Riff. Ich hätte The Blue Sky ausgekoppelt, ist mit 02:22 aber wohl zu kurz fürs Radio gewesen.
Die übrigen Stücke fallen dagegen echt ab. Da brennt sich nix ein, irgendwie... belanglos. Hätte man den ersten Song der zweiten Seite (The Sun Always Shines on T.V.) mit dem letzten der ersten Seite (Living a Boy's Adventure; das finde ich echt lahm) getauscht, hätte man sich die zweite Seite auch sparen können (ok, der Refrain von Here I Stand and Face the Rain ist auch nice)

Wertung
Eine Seite bockstark, die andere irgendwie Grabbelware. Damit landet es schonmal vor Heavy Horses. Und die eine, starke Seite ist einfach zu gut, um sie hinter Danzer zu packen. Damit rutscht "Hunting High and Low" vorläufig auf Rang 2.

Was ich noch zu sagen hätte...
Mit A-ha begegnen wir der ersten Band, von der ich selbst auch ein Album besitze (das 2010 erschienene Best-Of-Album anlässlich des 25jährigen Jubiläums). An der Spitze sind jetzt 2 Alben von '85. Aber während das eine das Ära der Compact-Disc einleitete, wird beim anderen rückseitig auf ein ganz anderes Medium verwiesen:

[Papa Bear]

Vom ‘87er Def Leppard Album „Hysteria“ hatte ich als erstes die Kassette. Dann später die LP und irgendwann auch die CD. Ungewöhnlich oder gar witzig ist der Hinweis (für die Zeit, bzw. diejenigen, die sie erlebt haben ) eigentlich nicht…

[Admiral G]

Take on Me dürfte einer der bekanntesten Pop-Hits aller Zeiten sein.

[goethe]

die Stimme ist einfach klasse und die Musik bester Pop. Also das genaue Gegenteil von Schlager

[Jeckchen]

Take on me floppte bei der ersten Veröffentlichung und wurde nur etwa 300 Mal in Europa verkauft. Erst als die Plattenfirma sich entschied ein neues Video zum Song zu drehen, wurde die Single mit dem dritten Start ein weltweiter Hit.

Quelle: Hab ich früher mal irgendwo gehört und natürlich Wikipedia