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Thema: Das Leben mitten im Leben

  1. #16
    Civ Mod Hase Avatar von wisthler
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    Zitat Zitat von Hubabl Beitrag anzeigen
    Und ich muss sagen dass mir diese Erkenntnis mein Leben stark verbessert hat.


    Und in 100 Jahren erinnert sich an 99,9% der Personen aktuell über 40 Jahren, eh kein Mensch mehr. Von daher kann man, was sein eigenes Leben angeht, eigentlich ziemlich tiefenentspannt sein.
    "Science is not the truth. Science is finding the truth. When science changes its opinion, it didn’t lie to you. It learned more."
    "Religion emerged when the first scoundrel met the first fool......"

  2. #17
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
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    Soviel? Es sind gerade mal 3, und nur wenn man unbedingt will. Das muss halt jeder für sich selbst befinden.

    Bei mir wird es jetzt leichter. Die Jugend war ... kompliziert. Es ist also keine Gesetzmäßigkeit, dass Kindheit und Jugend schön sind und das Erwachsenenleben nicht. Ganz im Gegenteil. Ich bin nun frei. Das ist schön.
    Zitat Zitat von Mondkalb Beitrag anzeigen
    Stimmt, ich habe da so eine Art Phantomschmerz, den ich kaum noch merke ... ^^

  3. #18
    Hat einen Plan Avatar von Mongke Khan
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    Ich habe ein Zitat, das ganz gut passt: "Die Aufgabe des Menschen ist es, zu leben, nicht zu existieren. Ich werde meine Tage nicht damit verschwenden, sie zu verlängern. Ich werde meine Zeit nutzen."

  4. #19
    Registrierter Benutzer Avatar von TeeRohr
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    Ich muss sagen, dass ich eigentlich seit ich denken kann, der Kohle hinterher renne. Schon als Kind war mein Leitbild Dagobert Duck. Geld haben, nicht mehr ausgeben als man muss (Geiz liegt mir da nicht so sehr). Blöderweise war das damals nicht mit meinen schulischen Leistungen zu vereinbaren. Damals galt ja noch: gute Noten = guter Job = gutes Gehalt. Ich hielt es eher mit dem Minimax-Prinzip: Minimaler Aufwand für maximalen Ertrag. Der maximale Ertrag war dann aber eher: Hauptsache bestehen und dann weiter.

    Das das aber tatsächlich einigermaßen geklappt hat, hätte ich damals selbst nicht gedacht. Da kam mir immer mal der Zufall zur Hilfe und natürlich mein Charme, aber eben auch ein gewisses Näschen für Möglichkeiten. Ich habe mich schon aus einigen Situationen rausgequatscht. Oder damals beim Studium war für Japan bspw. ein Toeffl-Test notwendig. Ich habe den nicht gemacht, sondern irgendwie nachgewiesen, dass mein Englisch gut genug ist. Zertifikate hatte ich aber keine. Ich weiß es selbst nicht mehr.

    Nach Schule, Berufsausbildung und Studium bin ich dann in meinem Job gelandet und der war tatsächlich sehr einträglich. Manche würden sagen, dass ich ne schwierige Kindheit/Jugend hatte, aber ich würde sagen, dass sie gut war. Bisschen mehr Liebe und Zuneigung der Eltern wären toll gewesen, aber so war das eben damals. Kein Vergleich zur heutigen Erziehung, würde ich sagen. Allerdings, wenn ich mich erinnere was ich damals so "kassiert" habe oder was eben einfach als gesetzt galt, ich könnte es bei meinem eigenen Sohn gar nicht anwenden. Da bin ich zu nett.

    Jedenfalls ging es nach meinem Auszug kontinuierlich bergauf, würde ich sagen. Hier und da mal ein Schlagloch, aber das war mehr der eigenen Unsicherheit geschuldet was ich nun eigentlich als nächstes machen möchte (nach der Schulen/Berufsausbildung/Studium).
    Dann Ehe, Kind, aber kein Haus - das habe ich immer nur gemietet. Das war so bis zum Alter von 39/40. Dann Affäre, Depression, Scheidung, Job-Odyssee und heute, nach nunmehr 4 Jahren privatem Vorhof zur Hölle, wieder in der Spur. Von der Diagnose meines Sohnes ganz zu schweigen - die haut regelmäßig mal wieder ein Loch in die Seele.

    Körperlich scheine ich so 15-20 Jahre-Zyklen zu haben. Ich war als Jugendlicher ne kleine Pummelfee, das verwuchs sich dann so ca. mit 16 Jahren. In Topform war ich mit Mitte 20 und Ende 30 / Anfang 40. Seither bewege ich mich in der Range "sportlich und 2-3kg zu viel". Ich bekomme es einfach nicht mehr auf die Kette den Sport auch mal mehrere Wochen durchzuziehen. Irgendeine Dienstreise oder Krankheit schießt da quer und der innere Schweinehund ist echt ein Biest...

    Außerdem genieße ich gern mal gutes Essen, guten Alkohol, gute Hotels und überhaupt alles was gut ist. Gelernt habe ich vor allem, dass man sich auch mal was gönnen muss. Das kam mit meiner aktuellen Partnerin. Ob nun Auto, Motorrad, Einrichtung...egal...ich lege viel mehr Wert darauf mich wohlzufühlen als noch vor 5 Jahren.

    Natürlich laufe ich der Kohle weiterhin hinterher, aber nicht mehr so verbissen.

  5. #20
    Registrierter Benutzer Avatar von GoodOldErin
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    Ich schlage da eher in die gleiche Kerbe wie Hubabl.

    In der Grundschule der absolute Überflieger, habe ich danach nie für irgendwas konsequent gelernt und das Abitur daher eher mit Ach und Krach geschafft. Pech gehabt bei der Auswahl der Zivildienststelle und dort ziemlich abgezockt worden. Spaß im Studium gehabt, aber sehr schnell gewusst: Bis zum Ende schaffst du es nicht. Das Ende aber ziemlich lange hinausgezögert.

    Danach einen Studentenjob angenommen und mich dort hineingesteigert.

    Als ich nach all den Jahren doch noch überraschend eine Freundin/Frau fürs Leben gefunden habe (Was mir immer gefehlt hatte), wollte ich mir "was Richtiges" suchen, um eine Familie zu gründen. Daraufhin hat meine Firma mir aus dem Studentenjob einen besseren Vertrag gebastelt, um mich zu halten.

    Nicht mal einen Monat, nachdem meine Freundin und ich endlich zusammen waren, kam bei ihr die erste Krebsdiagnose. Die darauffolgende Therapie war ein Auf und Ab, u.a. mit Depressionen ihrerseits, was haarscharf an einer Trennung vorbeiführte. Danach war sie dann zum Glück 5 Jahre krebsfrei, was für uns 5 schöne Jahre bedeutete. Doch unfassbar: Kaum hatten wir geheiratet, kam der Krebs zurück, und zwar rasant. Im Juni geheiratet, wäre sie mir im November/Dezember fast weggestorben. Ein Wundermittel, frisch entwickelt, brachte die Wende: Im Februar war sie wieder komplett auf dem Damm - unfassbar.
    Dadurch konnten wir im Juli unsere große Hochzeitsreise antreten, für die unsere Hochzeitsgäste im Jahr zuvor eifrig gespendet hatten. Doch schon in den letzten Tagen der Reise ging es ihr nicht mehr so gut. Es stellte sich heraus, dass der Krebs erneut zurück war und bereits heftigst gestreut hatte. Wieder ging es im November ins Krankenhaus, aus dem sie auch nie wieder herauskommen sollte. Die letzten sechs Wochen ihres Lebens habe ich mit ihr im Krankenhaus verbracht, zum Großteil in der Palliativabteilung (tolle Menschen dort!).

    Als wäre das Loch in meinem Leben da nicht schon groß genug geworden, folgte kurz darauf die Pandemie. Die Einsamkeit hat mich nochmal mehr zum (Fr)Essen gebracht. So langsam wirkt sich das aus, denke ich.

    Beruflich habe ich aber seit Ende der Pandemie wieder deutlich mehr Motivation und auch mehr Erfolgserlebnisse.
    Leider könnte mir aber der Vertrag jetzt auf die Füße fallen: Immer wenn meine Kunden nicht kommen, entstehen bei mir Minusstunden. Ich kann da absolut nichts für, bin fast nie krank. Doch heute kam die Bitte meiner Oberchefin um einen Gesprächstermin.
    Entweder um gemeinsam zu überlegen, was man an meinem Vertrag ändern könnte, oder direkt, um mich zu entlassen...

    Arbeitslos ohne Ausbildung oder abgeschlossenes Studium: Was soll da bloß aus mir werden?
    Ich habe zweifellos meine Talente, aber gibt es da draußen auch jemanden, der sie gebrauchen kann? Ich werde bald 47...
    Ich habe auch keine Lust wegzuziehen, meine Familie und mein Orchester sind doch das Einzige, was mich am Leben hält...


  6. #21
    Registrierter Benutzer Avatar von WeissNix
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    Sorry, das sollte eigentlich direkt unter Pummelfees Post..

    Geändert von WeissNix (Gestern um 16:52 Uhr)
    Ignorance is strength.

  7. #22
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
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    TeeRohr das mit dem Geld ist ja absolut schockierend und unerwartet. Eine tiefe Offenbarung, mit der niemand hier je gerechnet hätte.

    Aber wenn du es selbst so wahr nimmst ist das ja gut. Bis zur Rente, wenn der totale Einkommenskollaps droht (du sagtest mal, die Höhe ist egal, es muss steigen!) ist ja noch etwas Zeit.

    Als Kind war ich wie du. Aber das verwuchs dann, als ich herausfand, dass man damit Gras kaufen kann.

    Für manche in meiner Familie war Geld Ersatz für Zuwendung und Aufmerksamkeit. Das half mir mich vom Wert etwas zu lösen.

    Sparen ist aber immer noch geil. Aber ausgeben für Zeit mit lieben Menschen ist besser.
    Zitat Zitat von Mondkalb Beitrag anzeigen
    Stimmt, ich habe da so eine Art Phantomschmerz, den ich kaum noch merke ... ^^

  8. #23
    Registrierter Benutzer Avatar von WeissNix
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    Ich habe kaum positive Erinnerungen an meine ersten 30 Jahre. Ausbildung, Technikerschule, das erste Geld floss in den 90ern bereits überwiegend in die Börse, kaufte mir von den Gewinnen eine 3-Zimmerwohnung mit Kredit, war 10 Jahre später (mit 40 und einem Jahresgehalt Abfindung) wieder schuldenfrei - aber auch das erste Mal (2009/10) über 1 Jahr arbeitslos. Jahrelanges Prekariat mit Unterbrechungen, nur Zeitarbeitsfirmen wollten mich, da kommt man schwerer wieder raus als aus einer Sekte. Vor 10-11 Jahren (mitte 40) wieder mal auf die Straße gesetzt worden, lange überlegt, warum ich mit dem "Medizintechniker"-Wisch nichts richtig anfangen konnte, oder warum keiner mit mir? Bin dann nach wieder mal über einem Jahr Arbeitslosigkeit für ein halbes Jahr in ein anderes Bundesland umgezogen, Weiterbildung zum Technischen Redakteur. Danach bekam ich ziemlich schnell meinen jetzigen Job und denke schon langsam über die Rente und evtl. Altersteilzeit nach.

    In der Freizeit bin ich wohl viel zu viel am Zocken, würde gerne alte Hobbies wie Schach (als Kind hatte ich den Traum, einmal den Titel GM führen zu dürfen.. ) und Krafttraining wieder aufleben lassen, beschäftige mich seit der Jugend (teils wegen Bodybuilding und einem angeborenen Stoffwechselproblem) mit Ernährung und gesunder Lebensweise - halte mich nur leider nicht an alles..

    Familie, Kinder.. waren mir leider nie vergönnt. Wahrscheinlich wegen meiner ersten 30 nicht ganz so üblich verlaufenen Lebensjahre..

    Als Rentner möchte ich etwas Sinnstiftendes machen, vielleicht auch weiter (in Teilzeit, ehrenamtlich oder bezahlt) arbeiten - nur nicht im aktuellen Job, der zwar auch (u.a. frühgeborenes) Leben rettet, aber für mich im Backoffice nicht so sichtbar wird. Ich möchte dann lieber direkteres Feedback von Menschen erhalten, denen ich dann hoffentlich noch zu guten Erinnerungen und einigen Jahren besseren Lebens mit mehr Lächeln verhelfen kann.

    Dann kaufe ich mir vom Rest des Depots einen Sportwagen und rase durch die Absperrungen auf eine halbfertige Autobahnbrücke..
    Geändert von WeissNix (Gestern um 17:46 Uhr)
    Ignorance is strength.

  9. #24
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
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    Okay. Ich werde in exakt zwei Wochen 41 Jahre alt sein. (Ich erwarte einen großen Schokoladenkuchen und mindestens sechs Glückwunschthreads in der Quecke. Das ist mir das Forum einfach schuldig.)

    Ich kam als Kind eines bosniakischen (lies: pseudoislamischen) Einwanderers / Gastarbeiters und einer DDR-Bürgerin in der brandenburgischen Provinz zur Welt. Ein kleines Dorf neben einer größeren Stadt. Gerade eben so außerhalb des Speckgürtels von Berlin, bei einer Fahrtzeit von 60-90 Minuten. Also im Wald.

    Mein Vater erhielt Westgeld und war somit der absolute King im Dorf. Meine Mutter und meine Oma teilten sich ein Haus. Ein nun von uns (meinem Bruder und mir) geerbtes Haus. Ich habe einen Bruder den ich lieb habe. :-)

    Mein Vater war in meinen Augen Alkoholiker und hat meine Mutter bei mindestens einer Gelegenheit geschlagen. Eigentlich der typische Klischeemoslem + Alkohol. Ich weiß nicht wie er unter der Woche so war. Da war er auf Montage und beglückte uns, Gott sei Dank, nur alle zwei Wochen. Meistens habe ich mich gefreut. Der erste Riss kam, als er mich verbal zerstört habe. Ich hatte nämlich nur einsen und zweien und eine fünf in Sport. Mit dem Wissen und Gesetzen von heute läuft das ziemlich sicher unter Kindesmissbrauch. (Fakt. Kein Lamentieren.) Meine Mutter hingegen ... hatte ihre Macken. Wie jeder andere von uns auch. Ich bedaure nur, dass ich sie nicht mehr drücken kann. Sonst habe ich die Zeit mit ihr weise genutzt, denke ich.

    Naja so ging es bis zur Wende. Dann war mein Vater nicht mehr der King. Er kam seltener und seltener. Und schlich sich langsam, bis auf das Telefon, weg. Sein Geld war halt über Nacht wertlos. Er ging in irgendeine Großstadt und hat nebenbei andere Damen geschwängert. Und hat dann mal mein Spielzeug geklaut für so eine verzogene Halbschwester die er zu meiner Jugendweihe hatte, also zu einer Zeit, in der die Welt noch relativ in Ordnung war. ... ich schweife ab.^^

    Mit der Wende gab es irgendwas mit Grundbüchern: DDR: Grundstück und Haus sind getrennt. Grundstück ist wertlos. BRD: Grundstück ist das tolle. Haus ist egal.. Vereinfacht gesagt. Meine Mutter hatte zu DDR-Zeiten das Grundstück erworben. Für ein Taschengeld. Das hatte ihre Geschwister nicht gestört. Tja, und dann war sie unbeliebt. Ich finde ja, sie hat alles richtig gemacht. Als Ausgleich hat sie sich aufopferungsvoll um ihre Mutter gekümmert.

    Aber was ist mit mir? Zum Thema Geld habe ich ja geschrieben. Hinzu kommen große Transitionsängste. Im Kindergarten haben sich alle auf die Schule gefreut. Hab ich nicht verstanden. Es ging mir doch gut. Dann zehnte Klasse. Wie jetzt arbeiten? Nö! Ich mach Abi. Und dann? Tja, mehrere Pausen und so weiter, und so weiter. Dann habe ich Zivi gemacht. War mega. Täglich kostenloses Essen von Restaurantqualität. Höhö. Eine nutzlose Erstausbildung. Eine interessante ABM-Maßnahme in der ich mir kochen und waschen angeeignet habe. Gerade an letzteres, Omas und Mutters Heiligtum, durfte ich nämlich nicht ran. Dann erfolglos Erzieher gelernt. Ein Studium abgebrochen: Lehramt. Auch weil: Brrr.... Lehramtsstudenten sind so gar nicht meine Welt gewesen. Meistens. Dann ist die Depression aufgebrochen. Auslöser war eine 5 in Physik. Es ist so lächerlich. (Auf eine humoristische Weise)

    Einerlei: Ich habe die Krise also schon gemeistert. Leider werde ich somit streng genommen nur 60. Immerhin schlage ich so den Speedrun meiner Mutter!

    Naja weiter. Ich habe mich größtenteils rausgearbeitet und bin nun frei. Überraschenderweise hat der Rauchstopp vor 18 Monaten nochmal einen ordentlichen Boost zu meinem psychischen Wohlbefinden beigetragen. Als wäre ein verdunkelnder Schleier weggezogen. Auch, weil ich will.

    Zum Thema Zufriedenheit und Glück. Irgendwie wollen scheinbar alle in einem Zustand ewigen Glücks leben zu wollen. Ich bin lieber selten glücklich. Oft zufrieden und meistens ausgeglichen. Immer glücklich zu sein ... Klingt unfassbar anstrengend diesen Zustand aufrecht zu erhalten. Das ist nichts für mich. Ich bin lieber ausgeglichen. Manchmal darf ich auch traurig sein. Oder sehr unglücklich. Das ist schön. Weil auch andere Zeiten kommen.

    Dieses ganze vielfältige Hin- und her mit Pausen die depressionsbedingt anfielen (war schon von Kindesbeinen an ... vorprgrammiert will ich nicht sagen, tue es aber trotzdem weil ich faul bin.) ... ich bereue nichts. Bis hier hin war es doch schön abwechslungsreich. Das passt zu mir. Wer weis, wohin die Reise noch geht. Momentan spiele ich mit dem Gedanken in die Politik zu gehen. Jetzt habe ich allerdings den ersten langfristigen Job. Und das ist auch irgendwie schön. Nette Kollegen, ich bin gut in dem was ich tue. Genau das richtige Verhältnis zwischen Umgang mit Menschen und Bürokratie.

    Und dennoch. Irgendwie reizt mich der Sprung ins unbekannte nach wie vor. Das Forum indes? Vermutlich die größte Konstante im Leben. Weil ich hier Leute treffe die schlauer sind. Auch wenn Sie manchmal noch suspekter sind als ich.

    Aja: Rassismus ist ein ständiger Begleiter. Es langweilt mittlerweile nur noch.
    Zitat Zitat von Mondkalb Beitrag anzeigen
    Stimmt, ich habe da so eine Art Phantomschmerz, den ich kaum noch merke ... ^^

  10. #25
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
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    Der letzte Satz war Wunschdenken. Nach wie vor fühle ich mich persönlich angegriffen und nehme mir das mehr zu Herzen als ich sollte oder sogar müsste.
    Zitat Zitat von Mondkalb Beitrag anzeigen
    Stimmt, ich habe da so eine Art Phantomschmerz, den ich kaum noch merke ... ^^

  11. #26
    Registrierter Benutzer Avatar von Hubabl
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    @goodolderin

    Da hast schon mehr erlebt als die meisten in ihren ganze Leben erleben werden. Wenn die Frau oder ein anderer geliebter Mensch an Krebs erkrankt. Dass muss schrecklich sein. Aber vorallem für deine Frau. Krebs ist einfach ein Arschloch.

    @Baldri

    Meinst du dass du Rassismus erlebst? Also gegenüber dir.

  12. #27
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    Das ist nicht mit "Ja" oder " Nein" zu beantworten. Eher nein. Weil das Zusammenleben im Vordergrund steht. Und man es bei mir natürlich nicht sieht und ich für gewöhnlich nur bei rechten damit hausiere. Weil es ja keine Rolle spielt. / en sollte.

    Größtenteils ist das auch indirekt. Mal mehr, mal weniger. Aber dann bin ich Kind eines Einwanderers. Irgendwo betrifft mich das also auch. Die AfD will mich ziemlich sicher weghaben. Also ... in der Richtung schon. Ich weiß jetzt nicht was du konkret meinst. Dunkelhäutige haben es sicher schwerer. Aber mit Dorfkumpels die "auf einmal" rechts werden ... da bleibt nicht viel Gesellschaft übrig. Mein Bruder kann / konnte damit definitiv besser / früher umgehen.
    Zitat Zitat von Mondkalb Beitrag anzeigen
    Stimmt, ich habe da so eine Art Phantomschmerz, den ich kaum noch merke ... ^^

  13. #28
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    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    Einerlei: Ich habe die Krise also schon gemeistert. Leider werde ich somit streng genommen nur 60. Immerhin schlage ich so den Speedrun meiner Mutter!
    Zitat Zitat von d73070d0 Beitrag anzeigen
    Ach, das darfst Du nicht so eng sehen. Aus justanick kriegt man nur eine konkrete Antwort raus, wenn man Müll erzählt und dann zurechtgewiesen wird. Wenn Du also was von ihm willst, frag' nich, sondern stell' falsche Behauptungen in den Raum - die werden dann umgehend korrigiert. ;)

  14. #29
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
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    Jeder trauert auf seine Weise.

    Mongke hat ja schon ein Zitat gebracht. Ich klammere mich diesbezüglich an: "Das Leben ist ein Fluss."
    Zitat Zitat von Mondkalb Beitrag anzeigen
    Stimmt, ich habe da so eine Art Phantomschmerz, den ich kaum noch merke ... ^^

  15. #30
    Trump ist Trumpf! Avatar von Tohuwabohu
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    Also gut. Ich werde bald 49, angeblich das Alter, in dem man am unglücklichsten ist. Daher mal ein Resümee, bevor es so weit kommt.

    Ich wurde als Angehöriger der deutschen Minderheit in Rumänien geboren, aber nicht die bekannteren Siebenbürger Sachsen, sondern die der Banater Schwaben. Das war nicht einfach, schon als Kindergartenkinder wurde man auf der Straße als Hitlerist und Faschist beschimpft oder drangsaliert, manchmal verprügelt. Mein älterer Bruder wurde, als er zum Militär eingezogen wurde, in eine Einheit mit verurteilten Verbrechern eingeteilt. Machte man damals gern mit unseren Leuten. Wenn sie von Vorgesetzten dabei erwischt wurden, wie sie untereinander Deutsch sprachen, mussten sie durch die ganze Stube unter die Betten hindurchkriechen, um den Staub aufzuwischen. Nicht schön. Noch heute ballt sich mir die Hand in der Tasche zur Faust, wenn ich jemanden Rumänisch reden höre. Tatsächlich hatten wir bei der Aussiedlung den Status von Spätvertriebenen. Die Bundesrepublik hat da massiv Volksdeutsche freigekauft, das war damals höchst geheim, durfte man nicht wissen. Für meine Familie, bestehend aus 2 Akademikern und 3 Kindern, bei denen ein späteres Studium im Raum stand, zahlte man damals ca. 100.000 Deutschmark. Tatsächlich war der Verkauf von Deutschen die Haupteinnahmequelle im rumänischen Haushalt. Als die Ausreise nach jahrelanger Wartezeit endlich genehmigt war, durfte ich ein halbes Jahr lang nicht mehr in die Schule und meine Eltern mussten den Betrieb, in dem sie arbeiteten, Knall auf Fall verlassen. Für mich als Kind war das eine schöne Zeit, so ganz ohne Schule - und ohne TV, denn es gab nur zwei Stunden Strom am Tag.
    Rumänien war zumindest das einzige Ostblockland (außer der DDR), in dem Deutsch als Sprache nicht verboten war. Meine Schule war sogar deutschsprachig, Rumänisch stand als Fremdsprache im Stundenplan. Sonst würde ich heute wie die Russlanddeutschen die Sprache radebrechen. Die haben wirklich die Arschkarte nach dem verlorenen Krieg gezogen.

    Meine Jugendzeit verbrachte ich dann in einer mittelgroßen Stadt in Bayern als Wanderer zwischen den Welten: Hier galt ich für viele als Rumäne, so wie man dort Deutscher war. Wir waren arm, mussten bei der Ausreise alles dem rumänischen Staat überlassen. Sportlich war ich recht gut, wurde Vereinsschwimmer und Bayerischer Jugendmeister in American Football - als Defensive End, eine Position, die heute nicht einmal mehr so genannt wird. Jedenfalls war ich ausgezeichnet in Quarterbacks umnieten.
    Den österreichischen Akzent habe ich mir mit Gewalt abgewöhnt, weil ich deswegen gehänselt wurde. Zudem sagte ich immer ich wäre Auslandsdeutscher (um nicht 'Rumäniendeutscher' zu sagen, weil das Rumänien zu sehr betonte) oder einfach nur Banater Schwabe. Die skurrilste Begegnung hatte ich an der Uni, als ein Kommilitone auf meine Antwort ich käme aus dem Banat, mich ernsthaft fragte, warum ich aus Afrika weggezogen war. Das war ein furchtbarer Augenblick: Der Kerl wusste nicht einmal, wie viel es uns gekostet hatte, uns unsere Kultur in einem feindlichen Umfeld zu erhalten, als angehenden Akademiker war er nicht einmal mit der Geschichte seines eigenen Volkes vertraut. Das war krass. Die einzigen, die sofort was damit anfangen konnten, waren Burschenschafter, also ging ich da dazu. Bei denen galt ich sofort als Deutscher. Es war schön, nicht mehr um seine Identität kämpfen oder sich groß erklären zu müssen. Stattdessen ging es auf den Paukboden. Ich habe einige Narben und Schmisse davongetragen. Die getackerten sind super verheilt, die genähten sieht man heute noch. Einmal habe ich durch einen Treffer an der Schläfe so viel Blut verloren, dass mir der anwesende Arzt eine Adrenalinspritze ins Herz gejagt hat, wie in Pulp Fiction. Jedenfalls hatte ich da meine Heimat gefunden, leider nur kurzfristig, weil der Bund dann von der NPD unterwandert wurde und mir das alles zu krass wurde, vor allem als die Polizei im Haus auftauchte, stilecht mit Hunde, und auch mein Zimmer durchsuchen wollte - wofür sie aber keinen Durchsuchungsbefehl hatten und es somit sein ließen. Dafür haben sie den Typen im Nachbarzimmer mitgenommen, er hatte wohl einen Ausländer den "Bordstein fressen" lassen. Da trat ich dann aus, hatte auch Angst, dass ich nicht verbeamtet würde wegen des Extremistenparagraphen. Aber ich hatte Glück: Der Vorsitzende unserer Burschenschaft war ein Studienkollege vom Bayerischen Ministerpräsidenten und konnte verhindern, dass der Verein auf die Extremistenliste landete. Ich hatte echt oft schier unfassbares Glück im Leben, im Grunde bin ich Fortunas und Tyches Schoßkind. Zum Beispiel habe ich den Aufnahmetest an der Uni nur bestanden, weil sich die Dozentin verrechnet hatte - was mir Jahre später erst auffiel als ich den Test beim Aufräumen wieder in den Händen hielt.

    Ach, ich vergaß die Bundeswehrzeit zu erwähnen: Ich habe noch nie in meinem Leben so viel gelacht, wie da. War eine herrliche, blödsinnige Zeit voller wilder Anekdoten. Jedenfalls habe ich es geschafft als Sanitäter auch mal mit der Panzerfaust auf ausrangierte Panzerwracks zu schießen. Das war cool.

    Als Lehrer kann ich auf eine lange Zeit zurückblicken - 110 Hundejahre. Ich bin gut in dem, was ich tue, die Kinder mögen mich. Sie sagen, ich wäre der einzige Lehrer, der nicht "beschränkt" wäre. Meine Ex-Frau meinte immer, das liege daran, weil ich selber wie ein 13jähriger reden und denken würde. Gut möglich, dass es das ist, was mich so gut ankommen lässt bei den Kids. Ich bevorzuge und fördere v.a. Mädchen, ganz einfach weil es unter Mädchen viel weniger Idioten gibt. Viele davon sehen mich als einen Vaterersatz, und kommen dann auch noch nach Jahren vorbei, um mich besuchen oder gehen mit mir regelmäßig aus. Zur Schulzeit bin ich Profi, nach der Schulzeit bin ich ein vertrauensvoller Freund. Aber auch die Jungs mögen mich sehr, weil ich keinen Stock im Arsch habe. Jedenfalls läuft der Unterricht prima, ich werde von der Schulleitung oft gezielt in von mir sogenannten "Scherbenhaufenklassen" eingesetzt. Dennoch gerate ich mit Schulleitungen immer aneinander - ich hasse Obrigkeit. Schon bei der Armee wollte man mir wegen Befehlsverweigerung ans Bein pissen.

    Von meinen Eltern halte ich mir fern, die haben seit 27 Jahren Hausverbot bei mir, meine Geschwister mag ich hingegen gern. Ich war auch lange verheiratet, die Beziehung hielt immerhin 25 Jahre. Um die Kinder habe ich mich vornehmlich gekümmert, denn die Frau war ein hohes Tier in einer amerikanischen Firma und hatte 30 Auslandsübernachtungen im Arbeitsvertrag fix stehen. Irgendwann wurde aus Eheglück Ehefrust und ich habe die Familie vor zweieinhalb Jahren verlassen. Seitdem hatte ich einige "Affären" mit Kolleginnen und auch eine Scheinbeziehung mit einer Halbprostituierten. Zuletzt führte ich eine sehr turbulent-intensive Beziehung mit einer Frau aus der Grufti-Szene. So eine aufregende Zeit hatte ich in einer Partnerschaft noch nie. Inzwischen bahnt sich eine Freundschaft plus mit einer sehr heißen Frau an.

    Als Borderliner hat man es nicht ganz einfach, ich habe mir schon einige Male selbstverschuldet mein Heim unter dem Hintern weggesprengt. Und immer neu angefangen, in einem ganz neuen Freundeskreis. Ich bin daher etwas entwurzelt, aber das ist okay. Familie und Haus hatte ich mal, jetzt nicht mehr. Die Kinder sind erwachsen, die Haushälfte lasse ich mir kommendes Jahr auszahlen. Ich würde nichts an meinem Leben ändern wollen: Würde ich heute umkippen, könnte ich sagen, ich habe gelebt und einige Fucktillionen an Erlebnissen, Erinnerungen und Erfahrungen angesammelt, gute wie schlechte, und das ist ja der Sinn des Lebens an sich. Bin zwischen verschiedenen Welten gewandelt, war in der Grabkammer der großen Pyramide und bin durch die Ruinen von Knossos gelaufen. Bin durch die Straßen von Damaskus gegangen und habe die vier Königsstädte besucht. Einer Schar an Mädchen neuen Lebensmut eingehaucht und einige ungewöhnliche Liebschaften geführt. Den Münchner OB angezeigt und ein Buch geschrieben! Mich nicht umgebracht, als ich depressiv wurde, sondern dagegen gehalten. Wenn das Universum gegen einen ist, dann muss man eben gegen das Universum kämpfen!

    Ja, ich denke die 49 werde ich auch ganz gut überstehen. Große Ziele habe ich eigentlich nicht mehr, die Pflicht (Kinder, Haus, normales Leben) hab ich bereits hinter mir gelassen und bin inzwischen schon etwas länger bei der Kür.

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