Ja. Heutzutage wissen wir: Jedes Imperium erobert sich sein Gebiet von den Nachbarn zusammen. Da waren die Assyrer nichts besonderes. Die Römer haben die eroberten Provinzen steuermäßig ausgeblutet. Die Mongolen haben grausam erobert und hohen Tribut erhoben. Die Briten mit dem Empire haben in den Kolonien nichts anderes gemacht. Die Deutschen in den Kolonien auch...
Wir haben uns sozusagen dran gewöhnt, dass Großreiche so auftreten und denken deswegen: Die Assyrer waren auch nur ein ganz normales Großreich. Aber diese großen Reiche sind halt immer scheiße für die Unterdrückten, Eroberten und Geknechteten, daran hat sich nichts geändert. Und ich hasse es. Es scheint irgendwie auf dieser Erde nie einen Zustand zu geben, in dem alle Länder einfach friedlich mit ihren Nachbarn leben können ohne diese Großmachtausbeutungsphantasien.
Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal
Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.
"You may say I'm a dreamer, but I'm not the only one".
Kantelberg hat mit John Lennon einen prominenten Mitsprecher. Ich fürchte, es muss erst zu einer großen Apokalypse kommen, bis die Menschheit in der Lage sein wird, gemeinsam ohne Besitzansprüche und Krieg zusammenleben zu können. Kann aber nicht mehr allzu lange dauern, vielleicht nächstes, vielleicht übernächstes Jahrhundert...
Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal
Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.
Habakuk 1
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Vers 2 kennzeichnet Habakuk als krassen Gegenentwurf zu Jona. Letzterer hatte so gar kein Bock auf Prophetie, Habakuk wiederum hat Gott schon lange - vergeblich - angerufen.
- In Vers 4f wird das Gesetz/ Recht personifiziert, es erstarrt und tritt dann verdreht ans Licht. Ich stell mir das wie so ne pervertierte Justitia vor an der Stelle.
- Den Vergleich mit Wölfen finde ich irritierend, da meines Wissens keine Wölfe (auch nicht am Abend oder so) in der Gegend leben. Andere Übersetzungen schreiben "Wölfe der Steppe", das ergibt für mich mehr Sinn.
- Ab Vers 6 scheint dann Gott zu antworten, Vers 12 klingt wieder nach Prophet. Also ein Hin und Her darüber, dass die Babylonier von Gott geschickt werden, um Gericht zu halten (uns inhaltlich im Thread also schon bekannt)
- Vers 13 finde ich stark. Es gab doch auch dieses Ding mit den Augen, dass frühere Propheten sich die mit Asche ausgerieben haben oder so? Gott hat das gar nicht nötig, weil seine Augen "zu rein" sind. Es könnte aber auch ne Erklärung dafür sein, warum Gott nichts tut/ tun kann: wie ein Superheld im Ruhestand hat er quasi zu viel Leid etc. gesehen, dass er den Job noch machen könne.
- Ein "Hamen" ist ein großes, beutelförmiges Fangnetz. Die anderen Autoren übersetzen mit "Angel"
- Der Bezug auf den Fischer ist allgemein seltsam - Gott scheint nicht so wirklich gemeint zu sein, aber wer dann? Die Schabenbibel meint, dass die Darstellung sich auf die Babylonier als Fischer bezieht, welche Völker wie Fische mit einem Netz gefangen haben.
Habakuk 2
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Hier antwortet zu Beginn direkt Gott, es geht also bei Habakuk weiterhin mehr wie in einem Gespräch zu.
- "die (Erfüllung der) Offenbarung steht noch bis zu dem bestimmten Zeitpunkt aus" hat was von diesen Untergangspropheten, die "The End is Nigh!" ankündigen, aber nicht so wirklich sagen können, wann denn nun Auch bei Versen wie den folgenden fällt es leicht zu sehen, wo diese Apokalypsenclubs bei den Amis z.B. ihre Denke hernehmen.
- Vers 5 müsste sich auf die Babylonier beziehen, die - im letzten Kapitel noch gepriesen dafür, Recht zu bringen - ihr Fett wegkriegen. Sonst macht der Rest des Kapitels nicht viel Sinn; das hat durch die "Wehe dem..."-Sprüche eine klare Struktur: die Babylonier werden charakterisiert als raffgierig (V. 6ff), betrügerisch (V. 9), gewalttätig (V. 12), verrucht (V. 15; mir fällt kein besseres Attribut ein) und abergläubisch (V. 18). Insbesondere bei V. 6 und V. 15 klingen die Todsünden Völlerei und Wollust an; Habgier steckt da auch drin (V. 9).
- Nur, wer wahren Glaubens (V. 4: aufrichtig im Inneren) ist, wird obsiegen.
- Sprachlich wissen die Personifikationen zu gefallen (Steine, die schreien; Völker, die sich fürs Feuer mühen)
- Vers 18 lässt mich mal wieder an den Waldspaziergang mit Folgen (https://www.youtube.com/watch?v=u_L-bk2UcO0) denken
- Ich finde es auffällig, dass mit "wahrer Göttlichkeit" immer eine Form des Erstarrens einhergeht. In Vers 20 ist es gar die ganze Erde, die vor Gott "still" sein soll.
Habakuk 3
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Das dritte ist das letzte Kapitel von Habakuk. Interessant finde ich, dass es als "Gebet [...] in bewegten Rhythmen" aufgebaut ist und ich keinen Schimmer hab, was "bewegte Rhythmen" sind Die anderen Übersetzungen schreiben sowas wie "nach Art eines Klagelieds" oder "nach der Melodie von Schigjonot". Also ne Art Song. Wir haben seit Langem auch mal wieder SELAs.
- Der Aufzug Gottes in Vers 4ff und 10ff ist schon ziemlich badass ("in seinem Gefolge zieht die Fieberglut einher"). Aber auch ein ziemlicher Kontrast zu dem Gott, der im 1. Kapitel nichts unternommen hat, weil er die schlimmen Dinge nicht mit ansehen konnte. Das ist vielleicht die von Habakuk aufgeschreckte Version eines Gottes, der wie ein Superheld doch noch einmal auszieht, die Welt zu retten.
- "gesättigt mit Geschossen dein Köcher"
- Ich finde es auch spannend, dass mit diesem gewaltigen Auftritt eine gewisse Urweltlichkeit einhergeht. Diese äußert sich darin, dass Meer, Berge, Sonne und Mond in Aufruhr geraten; die hat Gott ja v.a. bei der Schöpfung bewegt.
- Ich frage mich, welcher Gesalbte in V. 13 gemeint ist. Jesus? Oder eher David?
- Aufmerken ließ mich auch die Formulierung in V. 18 "frohlocken im Herrn". Das liest sich, als ob der Gläubige dadurch komplett in seinem Glauben (und damit Gott) aufgeht.
- Und das war Habakuk. Der hat beim Lesen wieder mehr Spaß gemacht, mir gefiel der dialogische Aufbau und dieses "Gebet in bewegten Rhythmen"
Zefanja 1
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Beim Namen Zefanja dachte ich erst, das wär mal eine Prophetin. Aber es ist ein sehr sohniger Prophet.
- Und wir erleben in V. 2 direkt wieder einen eher... zornigen Gott. Der Zorn richtet sich gegen Fehlglaube, wobei das in V. 2f sogar so anklingt, als ob er die Schöpfung umkehrt (ohne die Reihenfolge im Kopf zu haben, aber Mensch, Vieh, Vögel und Fische werden genannt)
- "Über die Schwelle hüpfen" (V. 9) klingt irgendwie drollig. Laut Elberfelder steckt ein heidnischer Brauch dahinter: in der Türschwelle lebten Dämonen, denen man beim Eintreten nicht auf den Kopf treten wollte Ich mag das bildliche Betreten des Hauses gefolgt vom "Anfüllen" mit Gewalttat und Betrug. Zeichnet das Bild eines Treulosen, der in falschen Gewänder gekleidet vom Fest kommt, über seine Türschwelle hüpft und den Betrug ablädt, nur um sich faul und feist aufs Bett zu werfen. Gott sucht sie dann nach und nach "mit Leuchten" (V. 12) heim.
- Hat so ein bisschen was von der Nacht, als alle Erstgeborenen in Ägypten gestorben wurden.
- Mörsertal klingt , ist aber wohl nur ein Stadtteil von Jerusaelm
- Vers 13 hat was Rekursives
- Die Beschreibung in Vers 15f ist cool. Ich mag diese Doomsdayschilderungen, das können die mit ihrer blumigen Sprache echt gut
- Steht V. 18 nicht im Widerspruch zu der Idee des (irgendwann im Christentum erfolgenden) Ablasshandels?
Zefanja 2
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Das Mahnen, den Herrn aufzusuchen und welche Landstriche verwüstet werden, finde ich wiederum öde Einzig die Kreter ließen mich aufhorchen. Aber das hat was vom aktuellen Gebaren Israels, das gefühlt in alle Richtungen gleichzeitig Raketen abfeuert (vgl. V. 5)
- "Ein Besitztum der Nesseln", "Eine Salzgrube [...] für ewige Zeiten"
- "allen Göttern der Erde ein Ende machen" klingt wie ein Werbeslogan des Monotheismus. Hätte man auch für die Tech in Civ nehmen können Und, wenn man das nicht auf den jüdischen Gott bezieht, stimmt das (außerhalb Asiens zumindest) ja auch irgendwie mit den großen, monotheistischen Weltreligionen
- Die in Vers 14 genannten Tiere sind interessant, v.a. bei Menge. Pelikane und Igel () gibt es nur bei ihm; bei den anderen werden Eulen, Wüstenkauz, Dohle und Rabe genannt. Also Eulen- und Rabenvögel. Ich weiß nicht, welche Rolle die im jüdischen Glauben spielen, aber es sind kluge, vielleicht sogar hinterlistige Tiere und in deutschsprachigen Sagen Omen des Bösen. Die "fröhliche Stadt" (V. 15) würde in diesem Sinne also zur Brut- und Niststätte für das Okkulte und Böse. Ist mal ein anderer Aspekt als "alles wird plattgemacht".
Zefanja 3
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- V. 1ff fühlt sich nach Mehr vom Gleichen an. Gut, ich lese die Bibel ja in zeitlich komprimierter Form und vielleicht wär es schlau gewesen, nicht alles an einem Tag zu. Andererseits beschleicht mich das Gefühl, dass ich zunehmend alle Gedanken und Bemerkungen, die ich beim Lesen des AT habe, gemacht habe.
- Beispielsweise V. 7: Gott straft die (unsozialen/ entrechtenden/ mächtigen) Menschen und denkt sich, haha! Jetzt haben sie es verstanden! Aber nein... -
- Zefanjas Schreibstil/ Inhalte find ich aber auch nicht so interessant. Habakuk gestern war da abwechslungsreicher.
- Nachdem nicht mehr viele Bücher übrig sind, ist das, denke ich, aber auch ok
- In V. 9 fallen mir die reinen Lippen auf, die dem Anrufen des Namen vorangestellt sind. Mit schmutzigen Lippen (das war's! Nicht die Augen! ) darf/ kann man ihn nicht aussprechen.
- "Und ich werde in deiner Mitte ein demütiges und geringes Volk übriglassen" - trifft das auf heutige Israel zu? Oder eher "denn ich will euch zum Ruhm und zur Ehre unter allen Völkern der Erde machen" (V. 20)
- Wo ich schon beim modernen Israel bin: so jemand wie Netanjahu wird wohl bestimmt nicht als "Israels König" (V. 15) gelten können. Aber geht man im Judentum davon aus, dass es das generell nicht mehr passieren wird? Also dass alles im AT abgeschlossen ist? Oder könnte es so jemanden irgendwann wieder einmal geben, wenn der- oder diejenige darlegen kann, dass sein Blut auf das der Könige zurückgeführt werden kann? Ich müsste mal mit nem Rabbi reden, wenn ich mit der Story durch bin
- Zefanja kann ich aber erstmal wieder wegpacken. Den fand ich nicht so prickelnd.
Ich glaube zumindest die orthodoxen bis ultraorthodoxen Juden glauben durchaus noch, dass sich diese Dinge noch in ganz konkreter Weise (also nicht nur irgendwie metaphorisch) erfüllen werden. Die erkennen (zumindest ein Teil von ihnen) den heutigen Staat Israel ja auch nicht an, weil sie meinen, nur Gott oder der von ihm gesandte Messias könne das Reich wiedererrichten und nicht eine Versammlung "gewöhnlicher" Menschen.
Das ist ja auch einer der Gründe, warum die ultraorthodoxen Juden bis jetzt vom Wehrdienst ausgenommen wurden; Freiwillige unter ihnen gab es immer.. Das wird zwar hin- und wieder diskutiert, vor allem (erneut) seit einem Jahr, aber ich weiß nicht, ob ich jemanden, der/die den Staat nicht anerkennt (bei uns z.B. Reichsbürger?), gerne rekrutieren, geschweige denn vereidigen würde.
Hast du schon an Sacharja vorbeigelesen? Müsste nach Haggai kommen, oder wie war das..
https://www.youtube.com/watch?v=JIkhnNx3Gh4&t=295s
Geändert von WeissNix (03. Oktober 2024 um 11:57 Uhr)
Ignorance is strength.
https://www.bibleserver.com/LUT.ELB.MENG.EU/Haggai1
Haggai 1
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Auch eine spannende Konstellation: das Wort ergeht durch Haggai an Serubbabel (vermutlich ~Serub-Babel weil irgendwas mit Babylon, aber ich las Seru-Babbel ). Nach Propheten, die keinen Bock haben und es mit jeder Faser wollen jetzt ein Instrument, weil Gott offenbar nicht selbst mit Serubbabel reden kann oder will
- Vers 6 klingt nach ner Beschreibung von Unterschicht. Noch nicht ganz am Boden, aber es reicht nur gerade so von Monat zu Monat
- Es geht ziemlich unvermittelt um den Tempelbau: "dieses Volk da" hat keinen Bock (V. 2), Gott hat sehr wohl Bock, dass sie Bock haben (V. 8). Sein Motiv ist recht eigensinnig (aber auch irgendwie nachvollziehbar): ihr habt Häuser, ich hab kein Haus. Baut mir ein Haus. Auch die Ansicht der Menschen scheint mir nachvollziehbar, denn V. 6 klingt nicht so, als ob gerade Mann und Material da wäre, mal eben in den Bergen einen Tempel zu bauen. Aber vermutlich will Haggai genau darauf raus - Religion ist nichts, was man sich leistet, wenn man sonst keine Probleme mehr hat.
- Wobei im Text die Erklärung
geliefert wird, dass dann die Gründe für die Armut wegfallen, wenn man
dem Glauben Vorrang einräumt (V. 10f)- Vers 13 sieht nach einem aus, den man sich in seiner Schlichtheit an die Wand hängen kann: "Ich bin mit euch!"
- Moment mal: Die Zeit bis zum Erwecken dauert 24 Tage. Das ist genau die Dauer der Adventszeit