[RL] Kunstpfeifer, mit zwei f

[Chris der Phönix]

Beim Fußball kann man die Karte ja noch im Nachgang geben. Wie ist das im Handball?
Beim Basketball gibt es die Regel, dass wenn man einen Schnellangriff unterbricht mit einem Foul ein unsportliches Fouls (Freiwürfe + Ballbesitz) bekommt.
Wie ist das beim Handball?

[Der Kantelberg]

Puh, schwierige Frage, ich glaub, ich hätte nach der Balleroberung unterbrochen. Aber ich hab auch keine Ahnung.

[Flunky]

Ich glaub ich hätte direkt unterbrochen, so richtig viel Vorteil ist ja nicht wenn beide in Formation stehen. Aber wenn laufen lassen, dann bis zur nächsten regulären Unterbrechung, also hier dem Tor.

[xist10]

Ich halte es für schwierig, eine legale Balleroberung mit aktivem Tempogegenstoß abzupfeifen.
Im Profihandball das zu 95% ein Tor, bei C Jugend auch relativ sicher ein Tor.
Da hätte ich lieber bei dem Ende der Vorteilssituation abgepfiffen.

Das geringste Eingreifen wäre es wohl, abzuwarten, wie sich der Tempogegenstoß entwickelt.
1 - Torwurf für Weiß. Ergebnis egal, Gelb geben. Mögliches Probleme: Tempogegenstoß/Schnelle Mitte für Blau wird verhindert. Sollte aber nicht richtig schlimm sein, eine Mehrheit der weißen Spieler sollte noch auf ihrer Seite stehen.

2 - Blau wehrt den Tempogegenstoß im Feld ab
2.1 - Foulspiel unterbricht das Spiel ohnehin
2.2 - Weiß wartet (meist), dass die restlichen Spieler eintreffen. Diese "Pause" nutzen, den Pfiff zu geben.


Trotzdem denke ich, dass ein Pfiff mit der Balleroberung nicht falsch ist.
Edit: Sonst was Flunky schreibt. Von der Skizze aus sieht die Stellung noch relativ statisch aus, da sollte wenig Vorteil vorhanden sein.

[Gullix]

Beim Fußball kann man die Karte ja noch im Nachgang geben. Wie ist das im Handball?

Guter Punkt. Beim Fußball ist die Regel eindeutig - wenn es zwischendurch eine formale (evtl kurze) Spielunterbrechung und Spielfortsetzung* gab, gibt es keine** persönlichen Strafen mehr für noch weiter zurückliegende Vorfälle. Bei Collinas Erben hatten sie das mal - rotwürdiges Foul im Mittelfeld, die gefoulte Mannschaft möchte lieber ganz schnell den Freistoß ausführen, macht es auch, Konter und Tor. Dann ist es nach den Regeln nicht mehr möglich, die Rote Karte nachträglich zu zeigen. Gleiches bei Einwurf statt Freistoß.

* Spielfortsetzung "mit Zustimmung des Schiedsrichters" heißt es im Regeltext beim Fußball. Man könnte also den Konter auch zurückpfeifen, sagen "jetzt machen wir erstmal die Rote Karte ordentlich zuende, und danach führen wir den Freistoß nochmal aus". Je nachdem, ob man findet, dass die Rote Karte (also Unterzahl für den Rest des Spiels beim Fußball) oder das Tor der größere Vorteil ist. Wenn die gefoulte Mannschaft schnell ausführt, heißt das natürlich, dass sie lieber den Konter als die Überzahl wollen.

** Ausnahme: Tätlichkeit hinter dem Rücken des Schiedsrichters. Die kann auch nach Unterbrechung und Fortsetzung noch bestraft werden - typischerweise, wenn sie vom Linienrichter gesehen wurde, und der noch keine Gelegenheit hatte, es dem Schiri zu sagen. Man nennt es liebevoll die "Zidane-Regel".


Beim Handball geht das nicht eindeutig aus dem Regeltext hervor. Ich vermute, das haben die Regelgeber absichtlich nicht eindeutig geschrieben, da steht an vielen Stellen nur "sollte der SR so-und-so machen", weil falsche Regelinterpretationen ein Grund sein können, um per Einspruch ein Spiel nachträglich ungültig zu machen, und das wollen Sportverbände natürlich nicht, ist ja extra Aufwand.

Man sieht, es kommt auf Details an. Wäre das in den Bildern kein abgefangener Pass, sondern der Ball einfach ins Seitenaus geflogen... wäre der Konter nicht durch Weiß-3 sondern durch den zu bestrafenden Weiß-5 gelaufen worden... evtl ist es sogar Zeitstrafe gegen Weiß-5 statt Gelb? Sähe ja sehr komisch aus, wenn Weiß-5 ein Tor macht, das Tor zählt, und dann gibt man ihm für etwas zurückliegendes eine Zeitstrafe.

Ich glaube, das Beispiel taugt sehr gut als Veranschaulichung, wie schwierig es ist, einen Sport ordentlich in Regeln zu erfassen. Und wie viele Gedanken man sich als Schiedsrichter machen kann.




Auflösung:

Achtung Spoiler:

Kantel bekommt 100 Punkte, sein Gefühl/Gerechtigkeitsempfinden führt zu genau der Antwort, die man richtigerweise macht. Tatsächlich haben mir ein paar Leute, die ich gefragt habe, gesagt: Der unterbundene Konter ist Teil der Strafe gegen die Mannschaft. Unterbrich das Spiel, wenn die Vorteilssituation für Hellblau endet, also zum Beispiel mit der regelkonformen Balleroberung durch Weiß. Es gibt keinen Vorteil für Weiß, weil Hellblau nichts falsch gemacht hat.

Schiri-taktisch muss man noch dazusagen, dass das ein bisschen schwierig zu kommunizieren ist. Man pfeift, alle gucken zu einem hin, und man gibt Weiß eine Strafe. Dass man Weiß bestraft, aber Ballbesitz bei Weiß bleibt, ist ein bisschen verwirrend. Deshalb am besten mehrmals pfeifen, dann denken sich Spieler immer "irgendwas ist anders, ich sollte man zum Schiri gucken". Hingehen, und erstmal den Hellblauen sagen "ihr könnt zurück in die Abwehr, es geht gleich mit Ballbesitz Weiß weiter". Dann in Ruhe die Gelbe Karte zeigen, und sicherstellen dass es das Kampfgericht richtig aufgeschrieben hat. Normalerweise wird sich Weiß nicht groß beschweren, weil sie ja immerhin den Ballbesitz bekommen.

[Gullix]

Beim Basketball gibt es die Regel, dass wenn man einen Schnellangriff unterbricht mit einem Foul ein unsportliches Fouls (Freiwürfe + Ballbesitz) bekommt.
Wie ist das beim Handball?

Beim Handball im Konter foulen ist böse, gibt immer 7m (ja, auch wenn es an der Mittellinie passiert) und mindestens Zeitstrafe. Was man darf, ist den Ball rausspielen, oder schneller rennen und von schräg vorne stören. Seitlich und von hinten ist tabu, selbst leise Berührungen, die normalerweise nichtmal für ein Foul reichen würden.

Meine persönliche Abgrenzung zwischen Zeitstrafe, Rot und Blau bei Konterfouls ist: Jede Berührung seitlich oder von hinten ist eine Zeitstrafe. Wenn mit Verletzungsgefahr und ohne Chance an den Ball zu kommen, dann sogar Rot. Und wenn mit Verletzungsgefahr und der andere konnte es nichtmal kommen sehen, dann sogar Rot+Blau.

[Chris der Phönix]

dann ist es beim Handball auch ausgeschlossen "taktisch" zu foulen um den Break zu stoppen. Beim Basketball war das viele Jahre lang leider möglich.
Wie stehts um den Umgang mit Schiris? Aktuell wird beim Fußball ja getestet, dass nur der Kapitän reden darf.
Wie schnell bist du mit Karten oder Zeitstrafen bei Gemecker?

[Gullix]

Kommt stark auf meine Tagesform an. Wenn ich gute Laune habe, können die recht viel sagen, ohne dass ich es bestrafe. Ich habe auch schon mal den Trainern im Vorgespräch gesagt "ich bin heute nicht gut drauf, bitte nicht so viel diskutieren", das hat erstaunlich gut funktioniert.

Das einzige, wo ich kleinlich bin, ist bei Verletzungspausen. Da winkt man den Trainer auf das Feld, damit er sich um seinen Spieler kümmert - nicht, damit er mit mir diskutiert. Deshalb bin ich da recht schnell bei der Gelben Karte.


Nur der Kapitän darf reden, joah, im Fußball wahrscheinlich eine sinnvolle Maßnahme. Man fängt ja nix damit an, wenn eine Traube von 5+ aufgeregten Spielern um einen herum steht und alle gleichzeitig reden. Generell habe ich kein Problem damit, wenn ich meine Entscheidungen begründen soll. Es zählt natürlich meine Wahrnehmung und nicht die von dem, der sich am lautesten beschwert. Ich spreche auch ziemlich häufig Spieler selber an.


Ein Positivbeispiel, was ich schon ein paar Mal hatte: Ein Spieler sagt mir unauffällig "guck mal auf Spieler X, der macht Falsche Sperre", und dann passiert das kurz darauf und ich pfeife es. Ist auch ein Vorteil für die Spieler, wenn man mir Sachen so sagt, dass sie der Gegner nicht mitbekommt.


Generell Strafen bei Gemecker: Ich bin da selber ziemlich distanziert, ich bin nicht groß emotional getroffen, wenn jemand was sagt. Die Frage ist, wie sieht es nach außen aus. Wenn jemand auf mich zukommt und mich anschreit, muss ich den nichtmal akustisch verstehen - es hätte eine ganz schlechte Außenwirkung, wenn ich das ungestraft lassen würde.

[Gullix]

Lange kein Update gemacht - jetzt habe ich ein bisschen mehr Zeit. Am Wochenende war ein Jugendturnier auf Rasen, gab ein paar Szenen mit viel Eskalation, aber die erzähle ich erst, wenn die Story aufgeholt hat.

Was es aber auch gab, war mal wieder eine Regeldiskussion.

Auf dem Turnier wurden sehr kurze Spiele gespielt - 2x 7min, mit Wechsel in der Mitte, aber während dem Wechsel läuft die Zeit weiter. Einmal (nicht in meinem Spiel, wurde mir nur erzählt) gab es ein witziges Missverständnis: Pfiff zur Halbzeit, Seitenwechsel. Anpfiff, Anwurf wird normal ausgeführt. Der Spieler mit Ball ist verwirrt, rennt auf sein eigenes Tor zu, und wirft schön gezielt ein Tor. Aber halt ein Eigentor

Hatte ein bisschen Diskussion mit Sebastian (dem Neulings-Ausbilder vom Verband). Ratet mal, sollte das Eigentor zählen?

[Mongke Khan]

Klar, sonst lernt er es ja nie!

[Simato]

Warum sollte es denn nicht zählen?

[Gullix]

Ich fasse mal die Diskussion zusammen.

Für "Tor zählt" spricht, dass es ziemlich eindeutig so in den Regeln steht. "Spielt ein Spieler der Ball ins eigene Tor, führt dies zum Torgewinn für die gegnerische Mannschaft, ausgenommen, der Torwart führt einen Abwurf aus". Ohne Unterscheidung zwischen Absicht, Versehen oder Missverständnis.

Für "Tor zählt nicht" spricht, dass es früher anders war. Und man könnte was konstruieren. Es gibt auf der Webseite des DHB ein-zwei Mal pro Woche eine interessante Situation, die von Experten eingeordnet wird. Da gab es vor einer Weile mal eine Szene: Angreifer werfen den Ball ins Tor, treten aber über die 6m-Linie, Tor zählt also nicht. Der Schiedsrichter pfeift den Übertreter und zeigt an, dass es mit Abwurf weitergeht, aber die Spieler bekommen das nicht mit. Spieler laufen zur Mittellinie, Torwart spielt einen Pass zum Mittelpunkt, Spieler warten auf den Anpfiff. Drei Sekunden später gibt es Ballverlust, weil das Spiel ja mit dem Pass schon fortgesetzt war (ordnungsgemäß ausgeführter Abwurf), und im laufenden Spiel darf man den Ball nicht 3 Sekunden ohne Prellen festhalten.
Da haben die Experten dann gesagt, nein, so sollte man es als Schiedsrichter nicht machen. Spiel vor Ablauf der 3 Sekunden unterbrechen und das Missverständnis aufklären. (Oder, wenn es nicht so laut ist, einfach reinrufen "Tor zählt nicht, Spiel geht weiter"). Man sollte als Schiedsrichter generell dafür sorgen, dass alle wissen, in welchem Zustand das Spiel gerade ist. Wer gegen wen spielt, ob die Spielzeit gerade läuft, und eben auch, wer auf welches Tor spielt. Also besser rechtzeitig abpfeifen, dem Spieler erklären ("Guck mal, wer da im Tor steht"), und wenn er dann immer noch ins eigene Tor werfen will, zählt es halt.

Wir konnten uns dann darauf einigen, dass so ein Eigentor auf einem Spaß-Turnier eine lustige Anekdote ist, und deshalb ruhig passieren soll.

[Der Kantelberg]

Wie spielt man denn Handball auf Rasen, prellt da Ball da überhaupt ordentlich?

[Alfred]

Hab ich mich auch gerade gefragt. Rasenhandball klingt aussergewöhnlich.

[Tim Twain]

Früher war das Gang und Gäbe, meine Großmutter hat das in ihrer Jugend viel gespielt. Wobei das in der Regel Hartplätze waren.